Gitarrist Marius Peters und Klaus der Geiger spielen im Hot Jazz Club

Das Programm „Piaddolla“ startet beim Tango Astor Piazzollas und nimmt viele Musikstile auf

Herford. „Wenn wir in die Noten sehen, ist es Piazzolla, wenn wir Sie oder uns angucken, packen wir unsere Ideen dazu“, sagt Klaus der Geiger zum Auftakt des Konzertes im Hot Jazz Club.

Mit dabei ist der Gitarrist Marius Peters. „Piaddolla“ nennen sie ihr Programm, und so ist klar, dass neben der Musik des argentinischen Meisters des Tango Nuevo Astor Piazzolla reichlich individuelle Töne zu hören sein werden.

Während draußen leise der Schnee vom Himmel rieselt, läutet das Duo in der heimeligen Atmosphäre des Schiller den Frühling ein. „Primavera Porteña“, Frühling in Buenos Aires, heißt eine der vier Tangokompositionen, die Piazzolla zwischen 1965 und 1970 komponiert.

Da sie nicht als geschlossenes Werk gedacht waren, entstanden die „Estaciones Porteñas“, die vier Jahreszeiten von Buenos Aires, nicht chronologisch. Peters und Klaus der Geiger spielen sie in der Folge Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Gitarre, teils geschlagen, gezupft oder perkussiv gespielt und das variable, mal derbe und mal zarte Geigenspiel verbinden sich zu einem Klangerlebnis eigener Art. Geige und Gitarre tanzen sich sich dann in wechselnder Intensität und in variablem Tempi durch Piazzollas „La calle 92“.

Mit improvisierten Freiraum

Doch das Duo lässt Piazzolla hinter sich, interpretiert mit reichlich improvisiertem Freiraum die Filmmusik von „Ofeo Negro“ oder mit schelmischer Verspielt „When I’m 64″ der Beatles. Die 64 hat der als Klaus von Wrochem 1940 geborene, inzwischen 80 Jahre alte Klaus der Geiger, längst hinter sich gelassen.

Biografisches findet sich im Programm immer wieder, etwa das zart-milde Liebeslied an Nora-Helene, die drei Jahre alte Enkelin Wrochems. Sein Repertoire scheint zwar unerschöpflich, doch er lässt seinem Partner Raum.

Peters verarbeitet eine verregnete Schottlandwanderung zum selbst geschriebenen Stück „Hills of Scotland“, das sich verschiedener Folk Elemente bedient. Melodie, Geigen- und Gitarrenspiel würden wohl in jedem schottischen Pub gefeiert werden.

Großes Maß an Virtuosität

Mit drei Stücken des Geigenvirtuosen Niccolò Paganini, für die von Wrochem eigens eine Gitarrenstimme schrieb, zeigt sich neben Spielfreude ein großes Maß Virtuosität beider Musiker.

Ganz ohne Politik und Protest kann Klaus der Geiger aber nicht.

Spöttisch kommt sein „Liebeslied an Angie“, wütend sein „Bagger von Rheinbraun“ daher, in das sich immer wieder Variationen des Themas von „Spiel mir das Lied vom Tod“ mischen. Wer hätte gedacht, dass eine Geige so nach Mundharmonika klingen kann?

Ein Gastauftritt des Herforders Tom Fronza mit Maultrommel- und Beatboxing-Einlage vom Trio „Ruki Werch“, dem neben Klaus dem Geiger noch Uwe Dove angehört, eine wunderschöne Interpretation von „Scarborough Fair“ – nach einer Melodie aus dem England des 16. Jahrhunderts – runden den wundervollen Abend im mit 80 Zuschauern gut gefüllten Hot Jazz Club ab.

Mehr als Piazzolla hatte das Duo versprochen, ein Versprechen, das von den Musikern eindrucksvoll eingelöst wird.

(c) Ralf Bittner

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