Jazz-Konzert im Theater des Rheinforums
Marius Peters Trio feat. Heiner Wiberny
Immer wenn kein Flügel benötigt wird, finden die R(h)einJazz-Konzert der Stadt Wesseling im kleinen Theater des Rheinforums statt. So auch beim letzten Konzert mit dem jungen Marius Peters Trio aus Köln, das als Gast einen „alten Hasen“ präsentierte, und zwar Heiner Wiberny. Dieser war von 1974 bis 2009 beim WDR Köln als Lead-Altsaxophonist beschäftigt und lange Zeit in der WDR Big Band aktiv. In Wesseling hatte er außerdem sein Sopransaxophon und seine Klarinette mit. Das ist für solche Konzerte eine ganz tolle Location – das betonte der junge, klassisch ausgebildete Kölner Gitarrist Marius Peters mehrfach in seiner Moderation. Gut 40 Zuschauer waren begeistert von dem unterhaltsamen Programm mit ideenreichen und überraschenden Wendungen, das nur aus Eigenkompositionen der Akteure bestand, die man auch auf der neuen CD wiederfindet.
Außer dem jüngsten Musiker aus dem Saarland, dem Drummer Fabian Künzer, unter anderem Preisträger bei „Jugend jazzt“ 2011, brachten alle ihre Kompositionen mit ein. Und Peters erläuterte in seiner humorvollen Art interessante Geschichten zur Entstehung der Werke. „Lonely Ballerina“ von Peters ist die etwas melancholische Erinnerung an eine Ausstellungseröffnung, der sich eine Ballerina-Zeichnung als Dank für sein Wohnzimmer ausgesucht hatte, „Hipster“ charakterisiert die Typen in der Bahn in Ehrenfeld, die wahrscheinlich genau solche Musik mit ihren dicken Kopfhörern hören, „The Hills von Scotland“ beschreibt die Einkehr in einem Pub mit Live-Musik nach Irrwegen im Regen. Bei „Here Comes Julien“ porträtiert Wiberny seinen Sohn, „One Night in June“ erinnert an seine Frau. „New Years Blues“ vom großartigen Stefan Rey am Kontrabass beschreibt die Situation, als alle Silvesteraktivitäten um fünf Uhr morgens nach einem Gig schon vorbei waren.
Als reines Trio eröffneten die Musiker beide Konzerthälften, zu Beginn mit dem eingängigen Titel „Running Fast“ von Peters. In der zweiten Hälfte präsentierten sich Peters und Wiberny auch als perfekt eingespieltes Duo mit dem schwebenden „Wolkentanz“ von Wiberny mit wunderschönen Harmonien. Es war toll zu beobachten, mit welcher Begeisterung bei den Musikern das Zusammenspiel und die Kommunikation mit Blicken über Generationen funktioniert. Jeder der vier Musiker präsentierte sich mit überragender Virtuosität und musikalischem Einfühlungsvermögen – insbesondere bei den Improvisationsteilen. Und das schöne Ambiente, die perfekte Organisation und der Applaus der Zuhörer trugen zur Bestform der Musiker bei, die sich in Wesseling sehr wohl fühlten.
Zwei Zugaben erklatschten sich die Zuhörer, so den „Klassiker“ und YouTube-Erfolg „Ulla in Africa“ von Wiberny und eine Erstaufführung.